Haustiere sind enge Begleiter von uns Menschen und leben millionenfach in unseren Haushalten. Einerseits geliebt und gehätschelt, andererseits missverstanden und gequält: In dieser Bandbreite spielt sich Haustierhaltung ab. Wer verantwortungsvoll an die Haustierhaltung herangeht, wird sein Bestes tun, um sein Tier artgerecht zu halten. Doch geht das überhaupt oder sollte zugunsten der Tiere lieber auf ihre Haltung ganz verzichtet werden? Ist artgerechte Tierhaltung möglich?

Das Tierschutzgesetz

Wer sich ein Haustier hält, ist moralisch und gesetzlich dazu verpflichtet, dieses artgerecht zu pflegen, zu ernähren und zu versorgen. Die moralischen Instanzen sind das Herz und der gesunde Menschenverstand, für den Rest sorgt das Tierschutzgesetz. Somit sollten alle Lücken geschlossen sein, damit kein Tier (mehr) zu Schaden kommt. Theoretisch. Praktisch sieht es jedoch ganz anders aus. Denn zum einen gibt es an manchen Stellen des Tierschutzgesetzes Nachbesserungsbedarf, um artgerechte Tierhaltung neu zu definieren und anzupassen. Zum anderen ist die Kontrolle, ob jeder Tierhalter sein Tier auch wirklich artgerecht hält, im Prinzip unmöglich. Hinzu kommt, dass es ein langer Weg ist, bis Verstöße gegen das TierSchG wirklich geahndet werden und den betroffenen Tieren geholfen wird.

Von der Freiheit zur Domestikation

Tiere wie Katzen, Hunde, Nagetiere, Vögel oder Reptilien sind von Natur aus frei und vom Menschen unabhängig. Erst nach und nach schlossen sie sich – zumindest Hunde und Katzen – dem Menschen an und wurden domestiziert, so dass sie ihren natürlichen Lebensraum verließen und fortan in Obhut des Menschen lebten. Diese Lebensweise unterscheidet sich grundlegend von ihrer eigenen ohne menschliche Bezugspersonen, die von nun an über ihren kompletten Tagesablauf, ihre Aktivitäten, Ernährung usw. bestimmen. Auch wenn sich die heutigen Haustiere im Laufe der Evolution genetisch angepasst haben, ist die „Wildheit“ doch immer noch mehr oder weniger in ihnen gespeichert. Du als achtsamer, bewusster und verantwortungsvoller Tierhalter möchtest deinem Haustier daher eine weitgehend an ihre Natur angepasste Lebensweise anbieten, damit es gesund und glücklich ist. Wie kannst du dies umsetzen und ihre Natur mit deinem Leben bestmöglich vereinen?

5 Tipps: So kann artgerechte Tierhaltung gelingen

Dies sind fünf nützliche Tipps, wie du artgerechte Tierhaltung ganz praktisch umsetzen kannst, anwendbar auf alle Haustierarten:

1) Informiere dich

Beschaffe dir alle notwendigen Informationen über die Eigenschaften deines Tieres. Studiere seine Herkunft, Verhaltensweisen und Ernährungsgewohnheiten. Nutze gute Quellen wie unser Netzwerk oder andere Foren, in denen sich sachkundige Tierhalter aufhalten. Vertraue nicht blind der Beratung in Zooläden oder Baumarktabteilungen.

2) Passe die Lebensumstände des Tieres seiner Natur an

Hunde, Katzen, Kleintiere – sie alle haben spezifische Bedürfnisse, die du täglich weitestgehend umsetzen musst. Ermögliche deinem Haustier ein Leben, was so nah wie möglich seiner natürlichen Lebensweise entspricht. Braucht ein Tier Artgenossen, lasse es nicht allein sein Dasein fristen. Einzelgänger wie Hamster dagegen halte grundsätzlich als Einzeltier. Katzen sind Fleischfresser, du aber Vegetarier? Kannst du deine Ernährungsform nicht mit der einer Katze vereinbaren, so ist sie nicht das richtige Haustier für dich.

3) Bedenke den Platzbedarf

Tiere brauchen Platz. Vor allem Kleintiere werden in dieser Hinsicht oft völlig missverstanden und werden in kleine Käfige gestopft, was pure Tierquälerei ist. Bedenke, dass beispielsweise wild lebende Hamster große Reviere bewohnen und dieses Bedürfnis auch im domestizierten Hamster noch angelegt ist. Sicherlich kannst du deinem Hamster kein quadratkilometergroßes Buddelrevier bauen, aber eine Behausung in Mindestgröße mit entsprechender Ausstattung muss es allemal sein. Verzichte in jedem Fall auf handelsübliche „Plastikknäste“ und anderes tierschutzwidriges Zubehör, was leider nach wie vor angeboten wird. Was zum Beispiel Hunde angeht sollte klar sein, dass ein großer Schäferhund kaum Platz in einer kleinen Etagenwohnung hat, sondern Haus und Garten braucht.

4) Das passende Tier

Du bist berufstätig und viel unterwegs? Oder du hast kleine Kinder, die sich ein Tier wünschen? Unterschiedliche Lebenssituationen erfordern eine individuelle Herangehensweise, welches Tier das richtige ist. Dies betrifft sowohl die Tierart als auch Rasse, Alter, oder Charakter usw. des Tieres. Kleintiere wie Hasen, Hamster und Meerschweinchen beispielsweise sind bei Kindern sehr beliebt, aber aufgrund ihrer natürlichen Anlagen als Kuscheltier nicht geeignet. Wer nicht gern bei Wind und Wetter rausgeht, ist mit einem Hund schlecht beraten. Daher muss jede Situation ganz persönlich und zu Gunsten des Tieres vor der Anschaffung betrachtet werden.

5) Notfalls ein Nein

Wenn zu viele Argumente gegen eine Tierhaltung sprechen, solltest du verzichten. Auch wenn das Herz ja sagt, aber zu viele Faktoren dagegen sprechen. Am Ende bist du unzufrieden, was sich früher oder später auf das Tier überträgt. Das Krankheitsrisiko und damit verbundene Kosten steigen, und von artgerechter Tierhaltung kann vermutlich eines Tages nicht mehr die Rede sein. Setze dich in solchen Fällen auch gegen deine Kinder durch und erkläre ihnen, warum die Haltung eines Tieres derzeit nicht möglich ist.

Fazit

Mache dir klar, dass es trotz guter Planung immer Abstriche geben wird. Gerade Kleintiere oder auch Ziervögel, die in einem noch so großen Gehege leben, sind am Ende doch eingesperrt. Viele Leute mögen diesen Gedanken nicht und haben ein schlechtes Gewissen. In diesem Falle solltest du dich vielleicht doch gegen die Tierhaltung entscheiden. Mit Sachverstand und viel Initiative deinerseits aber kann gute und artgerechte Tierhaltung gelingen, vor allem bei unseren engsten Begleitern wie Hund und Katze.