Scheu guckt das kleine schwarzweiße Katzenkind in die Welt. Es wurde zusammen mit einigen anderen Kitten eingefangen und aufgepäppelt in der Hoffnung auf ein liebevolles Zuhause. Denn Katzen schnurren millionenfach in unseren Haushalten, wo sie gut betreut, geliebt und gesundheitlich versorgt werden. Und: Katzen sind die einzigen Haustiere, welche frei und nahezu unkontrolliert draußen ihre Freiheit genießen dürfen. Mit verheerenden Folgen, sofern die Halter sie nicht haben kastrieren lassen.
Das Leid der Streunerkatzen
Bilder herumstreunender Katzen auf dem Land und auch in Städten und Gemeinden sind uns durchaus vertraut. Schätzungsweise leben in Deutschland knapp 3 Mio. herrenlose und oft sehr scheue Katzen. Meist stammen sie von ausgesetzten oder nicht kastrierten Freigängern ab. Niemand fühlt sich für sie zuständig, so dass sie aufgrund ihrer unkontrollierten Vermehrung oft unter traurigen und erbärmlichen Bedingungen leben und an Hunger und Krankheiten leiden müssen. Es ist eine falsche Annahme zu glauben, dass Streunerkatzen ohne menschlichen Schutz und Fürsorge zurechtkommen. Geht man davon aus, dass eine Katze drei bis vier Mal pro Jahr bis zu vier Kitten gebären kann, wird schnell klar, dass dieser Kreislauf nur durch umfassende Kastration der Tiere durchbrochen werden kann.
Die Bedeutung der Kastration
Kastration ist nicht nur Katzenschutz: Sie schützt die Vogelwelt und auch Flora und Fauna. Sie senkt das Infektionsrisiko für Mensch und Tier und entlastet die Kassen der Tierheime und Gemeinden bei der Fundtierversorgung. Zudem sinkt das Risiko von Autounfällen, da scheue Streunerkatzen immer wieder überfahren werden. Neben der notwendigen Kastration herrenloser Katzen sollte zudem auch jeder Katzenhalter ausnahmslos seine Katze oder Kater kastrieren lassen. Doch wer kümmert sich um die Kastration herrenloser Katzen?
Der Verein Fellnothilfe e.V.
Es gibt Menschen, die Großartiges für Tiere leisten und ihnen in der Not helfen. Andreas Döring ist einer dieser Menschen, der sein Leben dem Engagement für Katzen in Not widmet. Im November 2017 gründete er in Harzgerode den Verein Fellnothilfe e.V., der seit Februar 2018 als gemeinnützig zum Thema „Förderung des Tierschutzes“ anerkannt ist. Der Verein setzt sich mit all seiner Kraft und Zeit für die Kastration herrenloser Katzen ein. Er hat 13 Mitglieder, die sich auf verschiedenste Art für die Tiere einbringen. Seit Oktober 2017 konnte der Verein 133 herrenlose Katzen einfangen, davon 126 kastrieren lassen und vor Ort versorgen.
Die Fellnothilfe im Einsatz
Gemeinsam organisieren die aktiven Mitglieder Kastrationseinsätze: Herrenlose Katzen und Kater werden eingefangen, kastriert, medizinisch versorgt, gefüttert und im Krankheitsfalle gesund gepflegt. Beherbergt der Verein selbst auch Fundtiere? „Nein“, sagt Andreas Döring, „dafür haben wir laut Veterinäramt nicht die Voraussetzungen. Aber wir haben ein Schreiben des Veterinäramtes des Landkreises Harz in unseren Unterlagen, welches uns eine herausragende Arbeit zum Thema Kastration von Streunern, also herrenlosen Katzen, bescheinigt.“ In zwei eigenen Katzenhäusern in Neudorf und Alexisbad (Harz) und in Pflegestellen versorgen die Vereinsmitglieder herrenlose Katzen und Kater, um die sich sonst niemand kümmert. Sie werden gesund gepflegt und erhalten notwendige Medikamente und Heilmittel.
Und laufend kommen neue Notfälle hinzu. „Wir bekommen fast täglich Anrufe mit der Bitte um Hilfe. Fast immer zeigt es sich nach Recherche vor Ort, dass hier sofort gehandelt werden muss. Die Tiere sind meist in einem solch erbarmungswürdigem Zustand, dass sich die Frage, ob sie ein Zuhause haben, gar nicht mehr stellt.“
Was geschieht mit den eingefangenen Katzen?
Die Plätze, an denen Streunerkatzen sich aufhalten, sind dem Team gut bekannt. Mit präparierten Käfigen und viel Geduld wird gewartet, bis die Katze in den Käfig tappt und dieser sich automatisch schließt. Mit beruhigenden Worten geht ihre erste Fahrt zum Tierarzt. Da die Tiere sehr scheu sind und keinem unnötigen Stress ausgesetzt werden sollen, werden sie unter Narkose zunächst untersucht und auf einen eventuell vorhandenen Chip geprüft. Sofern sie körperlich stabil sind, werden sie sofort kastriert. Anschließend werden sie auf innere oder äußere Parasiten behandelt und gekennzeichnet. Kater können sich nach dem Eingriff einen Tag, Kätzinnen 3-5 Tage – auch je nach Wetterlage und Allgemeinzustand – erholen. Tiere, bei denen augenscheinlich keine Chance auf Vermittlung besteht, werden an die Fundstelle zurück gebracht und dort, ausgestattet mit warmen und mit Stroh gefüllten Häuschen, weiter betreut und gefüttert.
„Miezen, welche eine Chance haben vermittelt zu werden, werden nicht wieder ausgesetzt“, erklären die Mitglieder, „leider ist die Vermittlung sehr schwer, doch wir geben unser Bestes.“ Monty wurde der kleine schwarzweiße Kater genannt und hat es dank der Fellnothilfe geschafft, dem Elend auf der Straße zu entkommen. Im Alter von 8-10 Monaten, vor der Geschlechtsreife, kann er kastriert werden. Der glückliche und lebensfrohe Monty wartet nun mit rund 15 weiteren Kitten und anderen hübschen Katzen und Katern auf seinen liebevollen Dosenöffner.
Ein Appell an alle Tierhalter
Weiterhin wirkt sich die Kastration auch positiv auf das Zusammenleben zwischen Mensch und Katze bzw. Kater aus: Triebhaftigkeit und die oft damit verbundenen Aggressionen und Unruhen nehmen ab. Die Tiere haben weniger Stress während der Fortpflanzungszeit und können harmonischer mit ihren Menschen und anderen Haustieren zusammenleben.
Eine Kastrationspflicht gibt es in den meisten Gemeinden bisher noch nicht. Der Verein Fellnothilfe e.V. appelliert daher an jeden Katzenhalter, sein Tier freiwillig kastrieren und registrieren zu lassen. „Das erspart den Tieren Stress und das Elend, was momentan fast niemand sehen mag.“ Jeder Tierhalter sollte so viel Verantwortungsbewusstsein und Weitsicht an den Tag legen – zum Wohle seines eigenen Tieres und dem aller herrenlosen Katzen.
Vorteil der Kastrationspflicht
Der Verein bezieht klar Stellung zum Thema Kastration und betont immer wieder ihre Wichtigkeit und Notwendigkeit. Neben regelmäßigen Aufklärungsaktionen widmet er sich intensiv der politischen Arbeit zu diesem Thema und kämpft für eine deutschlandweite Katzenschutzverordnung. Diese regelt, dass Freigänger-Kater und -Katzen von ihren Haltern registriert und kastriert werden müssen. Die erste Gemeinde, die übrigens im Jahr 2008 schon eine Kastrationspflicht für Katzen eingeführt hat, ist Paderborn. Die zunehmend überfüllten Tierheime, die zeitweise sogar Aufnahmestopps verhängen mussten, haben zum Umdenken und Handeln geführt – mit großem Erfolg. Die Zahl der in Tierheimen lebenden Katzen ist danach deutlich zurückgegangen. In Köln hat der Stadtrat im Februar 2018 als erste Millionenstadt eine Katzenschutzverordnung auf den Weg gebracht.
Jede Hilfe zählt
Der Verein Fellnothilfe e.V. wird nicht müde, auf die immense Wichtigkeit der Kastration aufmerksam zu machen. z.B. über soziale Netzwerke, in Tageszeitungen oder über direkte Ansprache von Firmen oder Personen. In einer halbstündigen TV-Doku (abrufbar in der ZDF-Mediathek oder über Youtube) bekommt der Zuschauer unter anderem einen direkten Einblick in die Arbeit der Fellnothilfe e.V.. Auch in unserem Happy-Pet-Club-Netzwerk teilen wir aktuelle Informationen. Jeder Einzelne kann zudem dazu beitragen, auf die Not der Katzen und die damit verbundene notwenige Kastration der Tiere aufmerksam zu machen und seine Mitmenschen hierfür sensibilisieren. Die Stadt Harzgerode finanziert nur teilweise die Kastrationen der Streunerkatzen und keinerlei notwendige Behandlungen kranker Tiere. Daher ist der Verein auf Spenden und Hilfe angewiesen. Wenn du selbst aktiv werden, den Verein mit einer Spende unterstützen oder eine Mieze adoptieren möchtest, kannst du dich auch direkt an Melanie Kunz unter 0152-52766624 von der Fellnothilfe e.V., wenden. Jede Hilfe zählt.